Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) und Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) zählen zu den wichtigsten Krankheitsgruppen. Die Prävention dieser Erkrankungen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Der Präventionsbedarf lässt sich über die berufsspezifische Arbeitsunfähigkeit (AU) abschätzen.
Aktuelle AU-Statistiken der gesetzlichen Krankenkassen mit direktem Bezug zu diagnosespezifischen Erkrankungsrisiken in einzelnen Berufen liegen bisher nicht vor. Die Zielsetzung des Projekts ist die Beschreibung der berufsspezifischen Arbeitsunfähigkeit durch relevante Erkrankungen des Kreislaufsystems sowie des MuskelSkelett-Systems.
In einer Sekundärdatenanalyse wurden aggregierte Daten (13,7
Mio. Männer, 12,5
Mio. Frauen) zur Arbeitsunfähigkeit durch acht häufige Erkrankungen des Kreislaufsystems (
ICD-10, Kapitel IX) und zehn häufige Erkrankungen des Muskel-SkelettSystems (
ICD-10, Kapitel XIII) sowie die Mononeuropathien der oberen Extremität (
ICD-10 G56) ausgewertet. Die Daten stammen von Bundesverbänden und Krankenkassen der gesetzlichen Krankenversicherungen aus dem Jahr 2008.
Zur Beschreibung der Berufszugehörigkeit wird die Klassifikation der Berufe 1988 (KldB 1988, Berufsordnung)
bzw. die Berufsklassifikation nach BLOSSFELD (1985) verwendet. Effektschätzer ist das altersstandardisierte Morbiditätsratio (SMR) für Arbeitsunfähigkeit. Referenzgruppe sind Bürofachkräfte
bzw. Beschäftigte aus der Gruppe der kaufmännischen und qualifizierten Verwaltungsberufe.
Die Ergebnisse zeigen, dass in den Berufsgruppen der Produktion und des Dienstleistungsbereichs Arbeitsunfähigkeit häufiger und mit spezifischen Spektren nachweisbar ist. Das gilt dort vor allem für Arbeitnehmer mit geringem und mittlerem Qualifikationsniveau und für beide Geschlechter gleichermaßen. Diagnoseübergreifend sind einzelne Berufe auffällig, zum Beispiel Männer im Beruf als Metallarbeiter
bzw. Frauen im Beruf als Raum- und Hausratsreinigerin.
Die Auswertungen dokumentieren hohe Unterschiede in der Häufigkeit von Arbeitsunfähigkeit zwischen Berufen. Präventionsschwerpunkte sind so definierbar. Der Datenkörper ist hoch bis vollständig repräsentativ für viele Berufe. Das Auswertungsschema ist auf andere Erkrankungen übertragbar.