Alle Firmen müssen digitale Produkte bald einfacher zugänglich für Menschen mit Behinderungen anbieten. Noch sind 90 Prozent dazu nicht in der Lage. Ihnen entgehen Milliardenumsätze.
Deutsche Unternehmen verschenken im digitalen Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen ein Umsatzpotenzial in Milliardenhöhe. So sind nach einer Studie der Unternehmensberatung Accenture, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt, knapp 90 Prozent aller Websites nicht barrierefrei. Das heißt, sie sind für Menschen mit Behinderung nicht oder nur schlecht zugänglich.
„Wer seine digitalen Angebote nicht barrierefrei zugänglich macht, dem entgeht ein riesiges Kundenpotenzial“, mahnt Accenture-Beraterin Anke Lenz. Menschen mit Behinderung repräsentierten in der
EU eine Kaufkraft von 2,3 Billionen Euro pro Jahr. Allein in Deutschland haben 12,4 Millionen Menschen eine Behinderung. Sie sind beispielsweise darauf angewiesen, dass sich ein Onlinebanking rein mit der Tastatur bedienen lässt oder dass sich im Webshop die Schriftgröße verändern lässt.
Zusätzlich drohen den Unternehmen bald empfindliche Strafen, wenn sie ihren digitalen Vertrieb nicht barrierefrei gestalten. In knapp einem Jahr tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (
BFSG) in Kraft, das klare Mindeststandards vorschreibt, die auch überprüft werden. „Im schlimmsten Fall kann die Marktüberwachung eine Website sperren, wenn sie nicht barrierefrei ist“, warnt Inklusionsexpertin Lenz.
Bei einer Umfrage des Handelsblatts unter großen Handels-, Touristik und Finanzunternehmen räumten viele Konzerne ein, dass sie derzeit noch nicht die künftig vorgeschriebenen Standards erfüllen. Das gilt etwa für digitale Angebote von Media-Markt-Saturn, der Deutschen Bahn oder der Deutschen Bank. [...]