Dokumentart(en): Sammelwerk
Titel der Veröffentlichung: Teilhabe

Der Band enthält sorgfältig überarbeitete und ergänzte Beiträge zur Dortmunder Tagung, die sich im Jahre 2003 unter dem Titel - Wir wollen mehr als nur dabei sein - mit dem aktuellen Stand der Diskussion zur Stärkung der Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung beschäftigte. In 26 Kapiteln werden Entwicklungen und Probleme in den verschiedenen Lebensabschnitten und Lebensbereichen von Schule, Arbeitsleben, Wohnen und der Inklusion in die Gemeinde bis zu Entwicklungen der Verbände und der Sozialpolitik thematisiert.

Die Beiträge ergeben ein buntes Bild. So stehen zum Beispiel informative Überblicke über die Entwicklung von Unterstützter Beschäftigung (Schüller) und Integrationsprojekten auf dem Arbeitsmarkt (Dittrich) neben Ergebnissen einer Umfrage zu Erfahrungen mit Werkstatträten (Schlummer), eine empirische Analyse von Lebensformen in stationären Einrichtungen (Bundschuh und Dworschak) neben einer profunden Analyse, welche Assistenzbedürfnisse Menschen mit hohem Hilfebedarf haben (Bradl) , eine Untersuchung zur Bedeutung der Selbstvertretung in People-First-Gruppen (Windisch und Weisheit) neben einer prägnanten Darstellung des Ansatzes der Disability Studies (Waldschmidt). Auch die Bedürfnisse von Eltern mit geistiger Behinderung (Pixa-Kettner und Bargfrede) oder die Aufarbeitung von Lebenserfahrungen ältere Menschen (Gruber, Lindmeier und Schürmann) bekommen ihren Platz.

Die Kombination aus empirischen Studienergebnissen zu Alltagsrealität und Ansätzen zu positiven Veränderungen mit konzeptioneller Reflexion ist bestens gelungen, ebenso der Versuch, in allen Kapiteln auch Menschen mit Behinderungen selbst zu Wort kommen zu lassen - was ja eine besondere Intention des Dortmunder Kongresses war. Lediglich im Bereich der Bildung sei eine Einschränkung gemacht: Hier findet der Leser zwar mit dem Index für Inklusion (Hinz) eine Version, vermisst aber doch die empirische Analyse der - vielerorts davon weit entfernten - Realität. Das ist nicht dem Band anzulasten, eher wohl ein Ausdruck dafür, dass empirische Unterrichtsforschungen in Schulen, in denen Kinder mit geistiger Behinderung unterrichtet werden, in Deutschland ein nicht allzu gut bestelltes Forschungsfeld ist.

Wer sich an der fachlichen Diskussion zur Weiterentwicklung von Konzepten der Behindertenhilfe beteiligt oder für seinen eigenen Arbeitsbereich Anregungen finden will, wird die meisten Kapitel des sorgfältig gestalteten Bands mit großem Informationsgewinn lesen. Eine weite Verbreitung ist ihm zu wünschen

(Gem. Rezension von K. Sarimski, Geistige Behinderung 2/06)