Die Krankenkassen verzeichnen in den letzten Jahren einen zunehmenden Anstieg der Arbeitsunfähigkeitstage, vor allem aufgrund von psychischen Belastungen (Heyde, Macco 2010). Besonders für Kleinst- und Kleinbetriebe mit ihren geringen Personalressourcen lassen sich krankheitsbedingte Ausfälle nur schwer kompensieren. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts zählen 99,3 Prozent aller Unternehmen in Deutschland zu den kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die Inanspruchnahme von gesundheitlichen Präventionsangeboten bei Kleinst- und Kleinunternehmen zeigt sich aktuell in dieser Betriebsgröße als nicht ausreichend.
Auf 100 Inanspruchnahmen in mittelständischen und Großbetrieben kommen nach Angaben des
GKV Spitzenverbandes im Präventionsbericht von 2017 lediglich drei Inanspruchnahmen in Kleinstbetrieben. Lediglich 21 Prozent der BGF-Aktivitäten von Krankenkassen fallen auf diesen Firmensektor (Deutsches Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF), 2018). So bestätigt auch das DNBGF, dass spezifische Konzepte schlichtweg fehlen. Besonders diese Betriebsgröße benötigt jedoch spezielle Angebote, die auf die Herausforderungen dieser zugeschnitten sind.
Ein wichtiger Punkt in Bezug auf die Konzeption der BGF speziell in handwerklichen Kleinstbetrieben ist die hohe Wertschätzung der Selbstständigkeit. Die hohe subjektive Bedeutung der eigenen Fertigkeiten und der Selbstbestimmung kennzeichnen die Einstellung vieler Inhaberinnen und Inhaber handwerklicher Betriebe. Damit geht eine gewisse Skepsis gegenüber Vorschriften, Gesetzen und externen Kontrollen einher, die bei der Erstellung von Gesundheitsprogrammen berücksichtigt werden sollte (Fromm, Pröll, 2018).
Das Training emotionaler Kompetenzen (TEK, Berking, 2017) kann für diese Betriebsform eine Option darstellen, gesundheitsförderndes Verhalten in den Arbeitsalltag zu integrieren, da hier vor allem der Fokus auf den Umgang mit den eigenen Fertigkeiten liegt. Das TEK wurde entwickelt, um emotionale Kompetenzen zu stärken und zu fördern. Personen, die Schwierigkeiten im konstruktiven Umgang mit negativen Gefühlen haben, können mit Hilfe des TEK lernen diese einzuordnen, auszuhalten und positiv zu beeinflussen.
Das TEK nach Berking nutzt dazu verschiedene Kernkompetenzen, die mit Hilfe verschiedener Einzel- und Gruppenübungen trainiert werden. Zentrales Ziel der vorliegenden Studie war es, zu überprüfen, inwieweit das als Gruppentherapie transdiagnostischer psychischer Störungen und Präventionsverfahren konzipierte TEK beim Einsatz in handwerklichen Kleinstbetrieben mit einer Verbesserung der Emotionsregulation der Beschäftigten einhergeht.
Insgesamt gingen mit der Durchführung des TEK in der gewählten Stichprobe positive Veränderungen der Emotionsregulation einher, die als Indikator für die Kompetenz zur Aufrechterhaltung psychischer Stabilität betrachtet werden kann. Limitierungen der Studie ergeben sich aus der fehlenden Kontrollgruppe und der geringen Stichprobe. Um eine größere Stichprobe zu erreichen und die Anpassung des Programms noch spezifischer auf das Training mit Kleinst- und Kleinbetrieben vornehmen zu können, wäre eine Zusammenarbeit mit den Innungsverbänden zu überlegen. Auch die Erhebung spezifischer Indikatoren zur Bewältigung von Arbeitsanforderungen wäre sinnvoll.