Inhaltliche Angaben
Beschreibung:
Das steht in dem Text:
Jana Zöllner ist die erste professionell ausgebildete, behinderte Schauspielerin und versucht, ihre Besonderheit als Kapital zu nutzen. Sie hat eine Glasknochenkrankheit und ist Rollstuhlfahrerin.
Während ihrer Ausbildung an der Akademie für Darstellende Kunst in Ulm wurde ihr zum ersten Mal bewusst, dass sie wirklich anders ist. An der Akademie werden alle mit sich selbst konfrontiert und müssen sich mit ihrem Körper auseinandersetzen. Auch Jana Zöllner musste ihren Körper trainieren und sich intellektuell mit ihm auseinandersetzen.
Allerdings brauchte es für sie noch eine andere Erfahrung um zu begreifen, dass Anderssein nichts Schlechtes ist. In einer Romeo und Julia-Inszenierung eines Ensembles, in dem sich fast jeder von der Norm abhebt, spielt sie die Amme. In dem Ensemble wird jeder von jedem akzeptiert und respektiert. Für sie sei dies eine wichtige Erkenntnis. Anderssein bedeute also nicht, nicht dazuzugehören.
Doch auch sie stoße immer wieder auf Probleme und Vorurteile. So war es während ihrer Ausbildungszeit nicht immer selbstverständlich, dass ihre Mitschüler mit ihr zusammenarbeiteten. Mit der Regisseurin von Romeo und Julia habe sie allerdings großes Glück gehabt. Sie ist der Meinung, dass im Nachhinein niemand die Zusammenarbeit mit ihr bereut habe. Einmal habe ihr eine Mitschülerin nach einer Zusammenarbeit gesagt, dass sie ihr immer aus dem Weg gegangen sei, weil sie nicht wusste wie sie mit ihr umgehen sollte, das dann aber eigentlich kein Problem gewesen wäre.
Im Berufsleben sei es natürlich nicht einfacher geworden. Anfangs sei sie der Meinung gewesen, sie könne alle Rollen spielen. Allerdings würde dies bedeuten, dass Zuschauer und Regisseure, die eine Inszenierung analytisch auseinandernehmen, immer nach einer Bedeutung für ihre Besetzung suchen. Dieser Ansatz sei auch nicht ganz falsch, denn die Behinderung habe Auswirkungen auf die Art und Weise, wie sie eine Rolle verkörpere. Es sei jedoch auch falsch, ihren Typ nur von ihrem Aussehen und der Behinderung abhängig zu machen. Sie hofft nach wie vor, dass Behinderung irgendwann Normalität wird und keinen Einfluss mehr auf ihre Besetzung hat.
Bei ihren ersten Bewerbungen habe sie ihre Behinderung kaum erwähnt und nur Absagen bekommen. Dann begann sie sich als erste professionell ausgebildete, behinderte Schauspielerin anzupreisen. Sie machte ihre Besonderheit zu ihrem Kapital. Nach wie vor habe sie meist unpersönliche Absagen bekommen. Andere gaben an interessiert zu sein, wenn sich ein entsprechendes Projekt ergeben würde. Zu einem Vorsprechen wurde sie allerdings noch nicht eingeladen.
Ihre Chancen sieht sie in Projekten, die Integration thematisieren oder die integrativ angelegt sind. In der nächsten Zeit werde sie an zwei solcher Projekte mitarbeiten. Sie werde hierüber ihren beruflichen Einstieg machen und hofft, sich dadurch Türen öffnen zu können. Sollten alle Stricke reißen, werde sie weiter eigene Stücke schreiben und sie dann auf eigene Faust aufführen.