Aus dem Schrifttum ist bekannt, dass zum Beispiel Bäcker mit berufsbedingten Respirationsallergien (Mehlstäube
etc.) in bis zu 50 Prozent auch gegen außerberufliche Allergen, wie Graspollen, sensibilisiert sind. Da aber weiterhin epidemiologische Daten über die Verknüpfung von anlagebedingten Faktoren, der Einwirkung von Berufsnoxen und dem Auftreten bestimmter allergischer Reaktionsmechanismen fehlen, ist es für den Berufsberater schwierig, im Einzelfall das gesundheitliche Risiko im Zusammenhang mit der Berufswahl zu schätzen. Man weiß, dass das Risiko, berufsbedingte Allergien zu entwickeln, in Abhängigkeit von bestimmten vorbestehenden Erkrankungen zunimmt.
Der Verfasser entwickelt ein Stufenschema, in dem folgende Einflussgrößen in der genannten Reihenfolge mit zunehmendem Risiko der Erkrankungswahrscheinlichkeit korrelieren: Asymptomatische Sensibilisierung gegen außerberufliche Allergene, atoptisches Ekzem, allergische Rhinitis, Asthma bronchiale, Atemwegssensibilisierungen gegen Allergene, die mit beruflichen Stoffen immunologisch kreuzreagieren. In letzterem Fall ist mit einer sicheren Verschlimmerung eines Asthma bronchiale bei beruflicher Exposition zu rechnen.
Auch Patienten mit atopischen Ekzemen, Rhinitis und unspezifischer bronchialer Hyperreaktivität ist von allen Berufen mit Belastung gegenüber Irritanzien und Allergenen abzuraten. Dazu zählen zum Beispiel Friseurhandwerk, Lackiererei, Kunststoffherstellung, Holzverarbeitung, Gärtnerei, alle stark staubbelastenden Bereiche.
Mehrere Fallbeispiele verdeutlichen diese Problematik plastisch. Die Autoren betonen aber, dass auch Nicht-Atopiker berufsbedingte Allergien entwickeln können. Deshalb muss im Rahmen einer Primärprävention, das heißt Reduktion der Schadstoffkonzentration am Arbeitsplatz, aber auch einer Sekundärprävention eine individuelle Expositionsprophylaxe durch arbeitstechnische Maßnahmen (geschlossene Systeme, Ersatz von gefährlichen Arbeitsstoffen durch weniger gefährdende) erreicht werden.
(
S. Lange-Ionescu, Dortmund)