Hintergrund und Ziel:
Überlebende einer Rückenmarksverletzung sind in hohem Maße auf Hilfsmittel angewiesen und verbringen täglich 9 bis 11 Stunden in einem Rollstuhl. Der Rollstuhl kann hinderlich, aber auch förderlich sein und sich positiv auf die Mobilität, Teilhabe an der Gemeinschaft, Lebensqualität und funktionelle Unabhängigkeit der Betroffenen auswirken. Allerdings liegen kaum Informationen über den Grad der Nutzerzufriedenheit und deren Einfluss auf Mobilität und Wohlbefinden vor. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Grad der Zufriedenheit von Rollstuhlfahrern und deren Einfluss auf die körperliche Aktivität und Lebensqualität nach Rückenmarksverletzungen zu ermitteln.
Methodik:
Im Paraplegic Center, Peshawar (Pakistan) wurde eine Querschnittsstudie mit 130 Patienten durchgeführt. Dabei erfolgte die Erfassung der Rollstuhlfahrerzufriedenheit mithilfe des Instruments „Quebec User Evaluation of Satisfaction with assistive Technology“ (QUEST), der körperlichen Aktivität mithilfe der „Physical Activity Scale for Individuals with Physical Disabilities“ (PASIPD) und der Lebensqualität mithilfe des „World Health Organization Quality of Life“ (WHOQOL-BREF).
Ergebnisse:
Das mittlere Alter der Studienteilnehmer betrug 32,48±11,96 Jahre. Die meisten der mehrheitlich männlichen Teilnehmer benutzen einen manuellen Rollstuhl, fast 80% davon regelmäßig. Der Mittelwert der QUEST-Scores lag bei 3,23±0,51 und der für PASIPD-Scores bei 24,49±27,66. Beim Instrument WHOQOL-BREF waren die Mittelwerte [IQR] in den Bereichen „umweltbezogene“ (56,00 [19,00]) und „psychisches“ (56,00 [12,00]) Lebensqualität am höchsten, gefolgt vom Bereich „physische“ Lebensqualität (50,00 [19,00]). Es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit der Teilnehmer (mit dem Rollstuhl) und körperlicher Aktivität (PASIPD; rs=0,054, p=0,541) festgestellt werden. Demgegenüber fand sich eine signifikante positive Korrelation für die Bereiche physische (rs=0,394, p<0,001), soziale (rs=0.303, p<0.001) und umweltbezogene Lebensqualität (rs=0,425, p<0,001), nicht aber für den Bereich psychisches Lebensqualität (rs=0,156, p=0,076).
Schlussfolgerung:
Die Mehrheit der Teilnehmer zeigte eine mittelgradige Zufriedenheit, die sich auf die Bereiche der physischen, sozialen und umweltbezogenen Lebensqualität auswirkte. Da ein zufriedenstellender Rollstuhl die Lebensqualität verbessert, sollten bei der Konstruktion dieses Hilfsmittels besondere Anstrengungen in Hinblick auf die Nutzerzufriedenheit unternommen werden, denn alles, was das Leben von Rollstuhlfahrern auch nur ein wenig verbessern kann, leistet einen positiven Beitrag.