Die Deutsche Rentenversicherung Bund veranstaltete das 26. Reha-Kolloquium gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung Hessen in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften an der Goethe Universität Frankfurt/Main.
Der Kongress widmete sich den Auswirkungen der Globalisierung für Versicherte sowie Patientinnen und Patienten, aber auch den daraus resultierenden Anforderungen an Prävention und Rehabilitation. Erfolgreiche Prävention und Rehabilitation müssen die verschiedenen interkulturellen Voraussetzungen, Erwartungen und Ansprüche als Kontextfaktoren im Sinne der
ICF berücksichtigen. Für die Rentenversicherung gewinnt das Zusammenwirken von Prävention und Rehabilitation im Sinne von „Prävention vor Rehabilitation vor Rente“ zunehmend an Bedeutung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten unter anderem das Thema Migration als wesentlichen Teil dieser globalen Entwicklungen. Die Ausgestaltung einer angemessenen medizinischen und rehabilitativen Versorgung für Migrantinnen und Migranten ist ein wesentliches Handlungsfeld.
Das Kolloquium wurde von Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, eröffnet. Die Auswirkungen der Globalisierung sind immer deutlicher im Alltag zu spüren. Durch den kulturellen und technischen Wandel verändern sich sowohl die Arbeitsanforderungen als auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Wesentlicher Teil dieser globalen Entwicklungen ist die Migration, betonte Frau Roßbach in ihren Eröffnungsworten und wies darauf hin, dass die Rentenversicherung deshalb unter anderem mehrere Forschungsprojekte fördere, die sich mit dem Themenfeld „Migration und Rehabilitation“ beschäftigen.
Für die DRV Hessen begrüßte die Erste Direktorin Birgit Büttner die Teilnehmenden. Das Thema Prävention und Gesundheitsförderung sei angesichts der demografischen Entwicklung und der Herausforderungen einer sich mit hoher Geschwindigkeit verändernden Welt von stetig wachsender Bedeutung, sagte Frau Büttner. Das Land Hessen habe gemeinsam mit Krankenkassen und Sozialversicherungsträgern als erstes Bundesland die Rahmenvereinbarung zum Präventionsgesetz unterzeichnet, als Rehabilitationsträger, als Beraterin regional ansässiger Unternehmen und als Arbeitgeberin sei die Deutsche Rentenversicherung Hessen mit dieser Thematik eng verbunden.
Weitere Grußworte sprachen Stefan Grüttner, Minister für Soziales und Integration des Landes Hessen und - in einer Videobotschaft - Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main.
Wie essenziell und erfolgreich Primärprävention sein kann, zeigen die Ergebnisse der Forschungen von
Prof. Dr. Harald zur Hausen in seinem Eröffnungsvortrag. Der Nobelpreisträger erkannte als einer der ersten Ärztinnen/Ärzte und Forscherinnen/Forscher weltweit, dass es einen Zusammenhang zwischen einer Viruserkrankung und einer Krebserkrankung geben könnte. Es gelang ihm und seiner Forschergruppe nachzuweisen, dass bestimmte Typen der Humanen Papillomviren (HPV) ursächlich für die Entstehung des Gebärmutterhalskrebses sind. Diese Ergebnisse sind die Grundlage dafür, dass ein Impfstoff gegen die Infektion mit HPV entwickelt wurde und dieser nachweislich dazu in der Lage ist, die Entstehung einer Zervixkarzinoms zu verhindern.
In seinem Plenarvortrag am Dienstag hat sich Oliver Razum, Professor an der Universität Bielefeld, mit dem Rahmenthema unter dem Gesichtspunkt „Rehabilitation und Migration: Zugang, Wirksamkeit, Herausforderungen“ beschäftigt. Menschen mit Migrationshintergrund haben ein ähnliches Krankheitsspektrum wie die Mehrheitsbevölkerung, allerdings mit Unterschieden in Verlauf und Häufigkeit von Erkrankungen. Sie werden durch präventive und rehabilitative Angebote vergleichsweise schlechter erreicht und ihre Reha-Ergebnisse sind oft ungünstiger. Außerdem treffen sie im Gesundheitssystem auf Barrieren, welche die Inanspruchnahme und Qualität ihrer Versorgung nachteilig beeinflussen können. Neben sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten gehören dazu fehlende Informationen über Angebote und sozialrechtliche Ansprüche.
Prof. Razum plädierte dafür, den Umgang mit Unterschiedlichkeit systematisch anzugehen. Reha-Kliniken sollten sich im Diversity-Management fit machen.
"Rehabilitation - the key health strategy for the 21st century“ war das Thema des Plenarvortrags am dritten Kongresstag.
Prof. Alarcos Cieza leitet und koordiniert bei der World Health Organization (
WHO) in Genf den Bereich „Disability and Rehabilitation“ und ist unter anderem für die Implementation des Disability Action Plans zuständig.
Prof. Cieza hat deutlich gemacht, dass vor dem Hintergrund der Zunahme von chronischen Erkrankungen die Rehabilitation eine zentrale Rolle bei der Gesundheitsversorgung der Zukunft einnehmen wird. Es ist ein wesentliches Ziel der
WHO, die Rehabilitation weiter zu stärken. Dazu gehört auch die Bereitstellung von entsprechenden statistischen Daten zur Rehabilitation und Förderung von Forschung und Entwicklung. Der Vortrag von
Prof. Cieza verdeutlicht auch, dass die Entwicklung der Rehabilitation in Deutschland im internationalen Vergleich sehr positiv zu bewerten ist.
Prof. Cieza ermutigte unter anderem auch die Deutsche Rentenversicherung, den Weg zur Stärkung und Weiterentwicklung der Rehabilitation weiterzugehen.
Die Plenardiskussion fand am Dienstag ebenfalls zu dem Aspekt „Rehabilitation und Migration: Herausforderungen und Lösungen“ statt. In der Diskussion wurde vor allem deutlich, dass sich viele in der Rehabilitation Tätige unsicher im Umgang mit Migrantinnen und Migranten fühlen. Es ist für sie oftmals nicht klar, welche Erwartungen die Menschen mit Migrationshintergrund haben
bzw. welche berechtigten Anforderungen an sie gestellt werden können. Die Erarbeitung entsprechender Informationen und Klärung von wesentlichen Fragen scheint vor dem Hintergrund der Plenardiskussion notwendig zu sein.
Im wissenschaftlichen Programm wurden 165 Vorträge und 35 Poster präsentiert. Außerdem konnten in 20 Diskussionsforen rehabilitationswissenschaftliche Fragestellungen intensiver erörtert werden.
Thematisch stark vertreten war in diesem Jahr der Bereich „Rehabilitation und Arbeit“ mit zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen unter anderem zu Medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation (MBOR), Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben sowie Vernetzung und Return to work. Einen Schwerpunkt bildete das Thema „Neue Medien". Assessmentinstrumente und Reha-Nachsorge (Schwerpunkte der vergangenen Jahre) waren ebenfalls wieder mit zahlreichen Vorträgen und Posterbeiträgen vertreten. Drei Sessions sowie ein Diskussionsforum widmeten sich dem Indikationsbereich Psychosomatische Rehabilitation. Die DGRW Updates „Kardiologische Rehabilitation“ und „Neue Medien zur Diagnostik und Intervention der funktionalen Gesundheit in der Rehabilitation“ rundeten das Kongressprogramm ab.
Der Kongress wurde vom Bereich Reha-Wissenschaften der Deutschen Rentenversicherung Bund in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Rentenversicherung Hessen durchgeführt. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Rentenversicherung unterstützten kompetent und engagiert die Durchführung der Tagung. Dazu gehörten unter anderem die Abwicklung der Anmeldung, die Betreuung der Referenten sowie die Unterstützung bei den Präsentationen. In Frankfurt wurde mit über 1.600 Teilnehmenden wieder eine besonders hohe Teilnehmerzahl erreicht. Die damit verbundenen besonderen Anforderungen unterstreichen die erfolgreiche Arbeit der beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Trotz der großen Herausforderung wegen eines Brandes im Casinogebäude des Campus Westend in der Woche vor dem Kolloquium, zahlreiche Veranstaltungen, das Tagungsbüro, das Mittagscatering und den Begrüßungsempfang umplanen zu müssen, lief die Organisation des Kongresses reibungslos. Die Teilnehmenden gaben viele positive Rückmeldungen zum Ablauf und zur Ausgestaltung des Reha-Kolloquiums.
[Aus: Information der Herausgebenden]