Die hohen physischen und psychischen Belastungen im Pflegeberuf können sich negativ auf den Gesundheitszustand der Pflegekräfte auswirken. Das Modellprojekt „Gesundheitscheck für Pflegekräfte aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe“ bot Pflegenden ab dem 45. Lebensjahren - auf Basis ihrer selbsteingeschätzten Arbeitsfähigkeit mittels Work Ability Index (
WAI) - die Teilnahme an einem berufsbezogenen Gesundheitscheck an.
Der Beitrag betrachtet die berufliche und gesundheitliche Situation von älteren Pflegekräften, den (subjektiven) Bedarf für einen Ü45-Gesundheitscheck und zieht einen Vergleich zwischen Teilnehmer*innen und Nichtteilnehmer*innen.
1.466 Pflegekräfte im Alter zwischen 45 und 52 Jahre wurden zur Teilnahme am Ü45-Gesundheitscheck eingeladen und im Nachgang schriftlich befragt. Die Datengrundlage bildeten 202 Fragebögen (49 Teilnehmer*innen und 153 Nichtteilnehmer*innen). Es erfolgte eine deskriptive Auswertung und mittels Chi2- und Rangsummentests wurden Gruppenunterschiede analysiert.
Als Hauptbelastungsfaktoren der befragten Pflegekräfte wurden organisatorische Umstände, hohe Arbeitsintensität sowie unzureichende Entlohnung identifiziert. Erkrankungen
bzw. Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems und der Psyche waren am stärksten verbreitet. 18,6 Prozent der Befragten waren eher beziehungsweise sehr unzufrieden mit ihrem gegenwärtigen Gesundheitszustand. Als stark beziehungsweise sehr stark gefährdet durch die aktuelle Tätigkeit sahen 39,1 Prozent ihre körperliche und 27,6 Prozent ihre seelische Gesundheit. 25,9 Prozent der Pflegekräfte hielten es für sehr unwahrscheinlich und 32,4 Prozent für eher unwahrscheinlich, dass sie bis zum Erreichen des Rentenalters in der Pflege tätig sein können.
Einen persönlichen Bedarf für einen Ü45-Gesundheitscheck sahen 63,0 Prozent. Gruppenunterschiede zwischen Teilnehmer*innen und Nichtteilnehmer*innen zeigten sich durch eine signifikant höhere Belastung aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen (p=0,0002), Gesundheitszufriedenheit (p=0,0053), den subjektiven Bedarf für einen Gesundheitscheck (p<0,0001) und Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz (körperliche Tätigkeiten [p=0,00035], zeitgleiche Bewältigung vieler Aufgaben [p=0,0380], Umgang mit kognitiv eingeschränkten [p=0,0095] sowie mit leidenden/sterbenden Patient*innen [p=0,0164]).
Die Pflegekräfte berichteten von einem hohen Belastungsniveau am Arbeitsplatz und häufig von gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Es wird deutlich, dass ein konkreter Bedarf zur Inanspruchnahme eines berufsbezogenen Ü45-Gesundheitschecks für diese Alters- und Berufsgruppe besteht.