20.10.2022 | Rückschau ICF-Anwendertage 2022
Über den ICF-Tellerrand geschaut
Zur Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) fanden am 22. und 23. September 2022 im österreichischen Klagenfurt die länderübergreifenden ICF-Anwendertage der D-A-CH-Region statt. Insgesamt 130 Teilnehmenden waren vor Ort dabei. Da die Konferenz hybrid stattfand, verfolgten weitere 36 Teilnehmende das Vormittags-Programm sowie einzelne Workshops per Live-Stream. ICF-Neulinge konnten zudem vorab im Rahmen der Pre-Conference an einer ICF-Basisschulung teilnehmen.
Das Motto der ICF-Anwendertage lautete „Person-zentrierte Standards für 2030 setzen“ und zog sich als roter Faden durch das Programm. Gleich zu Beginn betonte der ehemalige österreichische Sprecher für Menschen mit Behinderungen in einem Keynote-Beitrag die Notwendigkeit von Selbstbestimmung und Barrierefreiheit für die individuelle Teilhabe als relevante gesellschaftspolitische Aspekte und wichtige Hebel für Inklusion.
An den Vormittagen konnten die Teilnehmenden Keynote-Vorträge hören und nachmittags an themenspezifischen Workshops teilnehmen. Inhaltlich ging es zum Beispiel um die ICF-Anwendung in Tätigkeitsfeldern wie der Kinder- und Jugendhilfe, der Pflege, im Bereich Arbeit sowie im Kontext Flucht, Migration und Behinderung. Wie bei ICF-Anwenderkonferenzen üblich, wurden Herausforderungen bei der ICF-Implementierung von den Teilnehmenden intensiv diskutiert. Auch die rechtliche Einordnung in einzelnen Ländern, wie die Rolle der ICF im Bundesteilhabegesetz in Deutschland wurde thematisiert und aktuelle Forschungsprojekte zur ICF sowie Core Set-Entwicklungen kamen in den Beiträgen nicht zu kurz.
Am zweiten Tag fanden zudem eine Poster-Session und eine Podiumsdiskussion statt. Letztere befasste sich ebenfalls mit dem Thema Personzentrierung sowie mit Zukunftsszenarien, zum Beispiel anhand der Frage, wie die ICF-Etablierung im Jahr 2030 aussehen sollte. Weitere Beiträge rund um das Konferenzmotto fokussierten auf die partizipative Formulierung individueller Teilhabeziele und betonten die Relevanz der Kontextfaktoren im Sinne des bio-psycho-sozialen Modells der ICF.
REHADAT-Kollegin Mareike Decker gestaltete gemeinsam mit zwei österreichischen Kolleginnen den Workshop zum Thema „Aktuelle, nationale und internationale Entwicklungen zur ICF im Kontext von Arbeit – Perspektiven aus Forschung und Praxis“.
Die ICF ist in Deutschland inzwischen in den Bereichen Rehabilitation und Teilhabe nicht mehr wegzudenken und in der Sozialgesetzgebung verankert. Dennoch bleiben die praktische Nutzung der Klassifikation und die Implementierung der Denkweise des bio-psycho-sozialen Modells wichtige Themen. Sie sind wesentlich für die gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen im Sinne der UN-BRK. Die jährlich stattfindenden Konferenzen zur Anwendung der ICF leisten einen wichtigen Beitrag zur weiteren Etablierung der ICF durch den professions- und diesmal auch länderübergreifenden Austausch. Wann und wo die nächste ICF-Anwenderkonferenz stattfinden wird, darüber informieren wir bei REHADAT, sobald wir Informationen dazu haben.
Die ICF-Anwendertage in Klagenfurt wurden veranstaltet von der Diakonie de La Tour, der KABEG Gailtal-Klinik, dem Land Kärnten und der Fachhochschule Kärnten in Kooperation mit ICF-Akteuren aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sowie mit Unterstützung durch weitere Partner aus allen drei Ländern.
Hier kann das Programm der diesjährigen ICF-Anwendertage eingesehen werden.