Rehabilitation bezweckt die Kompensation von krankheitsbedingten Fähigkeitsstörung und körperlichen Strukturdefiziten (gemäß
ICF). Dazu gehört auch eine Betrachtung von Kontextfaktoren, hier von Einflüssen des Arbeitsplatzes.
2001 bis 2004 wurden über 2800 Diabetiker der früheren
LVA-Westfalen behandelt. Nach Ausschluss von Rentnern/Hausfrauen haben 2106 Patienten (76% Männer; 48,5 Jahre) normierte Fragebögen zu sozialmedizinischen Daten und Arbeit ausgefüllt. 1673 waren Typ2, 298 Typ1 und 120 pankreoprive Diabetiker.
Es korrelieren der subjektivem Gesundheitszustand und HbA1c bei Reha-Aufnahme (p<0,01) sowie der subjektive Gesundheitszustand und die Zufriedenheit mit der Arbeitsstelle. 78 % aller Diabetiker arbeiten tagsüber
bzw. in Früh- und Spätschicht, 20 % mit
bzw. nur in Nachtschicht. Nachtschichtarbeiter waren stärker übergewichtig (p<0,01), hatten aber ein besseres HbA1c (p<0,05). Hypoglykämiegefährdete Tätigkeiten wurden von einem Großteil von Patienten angegeben (zum Teil Mehrfachangaben): Arbeiten auf Gerüsten/Leitern 29 %, Fahr-/Steuertätigkeiten 46 % und Arbeiten an gefährlichen Maschinen 35 %. Bei 683 insulinbehandelten Typ 2 Diabetikern war diese Prozentsatz fast unverändert. Schlechtere HbA1c-Werte hatten: Arbeitslosen vs. Berufstätige (p<0,05), Nicht- vs. betriebsärztlich Betreute (p<0,05), Patienten, die meinen, nicht - vs. wieder - arbeiten zu können (p<0,01). Insulinbehandelte Typ 2 Diabetiker (vs. nicht-Insulin): sind zur Aufnahme und am Ende einer Reha häufiger arbeitsunfähig (p<0,001), leisten weniger häufig Schichtarbeit (p<0,02), haben seltener eine betriebsärztliche Betreuung (p<0,01).
Es findet sich einen Zusammenhang zwischen arbeitsbezogenen Aspekten und der Güte der Diabeteseinstellung. Hypoglykämiegefährdete Tätigkeiten sind in der Arbeiter-Rentenversicherung häufig und bedürfen eine verstärkten Beachtung. Nachtschicht-Tätigkeit verschlechtert die Stoffwechsellage nicht. Eine betriebsärztliche Betreuung geht mit besseren HbA1c-Werten einher, ist aber insgesamt viel zu selten.