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Dokumentart(en): Zeitschriftenbeitrag Online-Publikation
Titel der Veröffentlichung: Depressionen machen keinen Bogen um behinderte Menschen

Bibliographische Angaben

Autor/in:

Sonntag, Jennifer

Herausgeber/in:

Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS); Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)

Quelle:

horus, 2022, 84. Jahrgang (Heft 4), Marburg: DVBS, ISSN: 0724-7389

Jahr:

2022

Der Text ist von:
Sonntag, Jennifer

Der Text steht in der Zeitschrift:
horus, 84. Jahrgang (Heft 4)

Den Text gibt es seit:
2022

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Inhaltliche Angaben

Beschreibung:

Das steht in dem Text:

Vollkommen zu Recht wollen Menschen mit Behinderungen nicht als dauertraurige Tröpfe wahrgenommen werden, die ihr tristes Dasein in Trostlosigkeit hinter vergilbten Gardinen verbringen. Damit steigt der Druck, sich aktiv und engagiert, lebenshungrig und selbstbestimmt zu zeigen. Wenn wir für depressiv oder traumatisiert gehalten werden, nur weil wir eine Behinderung haben, fühlen sich viele von uns falsch verstanden, denn Behinderung ist zunächst kein Grund für Depressionen.

Depressive Menschen ohne Behinderung hingegen hat die Autorin manchmal sagen hören, sie wünschten sich lieber ein Bein ab als den Höllentrip der Depression. Das kann sie nachfühlen, möchte aber mit der Vorstellung aufräumen, dass Menschen mit sichtbaren Behinderungen nicht auch von Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen betroffen sein können. Dabei kann die Behinderung, muss aber nicht, ein belastender Faktor sein, insbesondere durch dauerhafte und schädigende Stigmatisierungserfahrungen. Wird die Depression unabhängig von der Behinderung ausgelöst, kann es dennoch sein, dass auch eine vormals gut verarbeitete Behinderung nun schwerer wiegt und nicht mehr so gut kompensiert werden kann.

Die Autorin findet es problematisch, dass Menschen mit Behinderungen selten offen über Depressionen sprechen können. Wir trennen hier noch sehr stark: Auf der einen Seite sind die behinderten Menschen, auf der anderen Seite diejenigen mit Depressionen. Beides kommt aber auch gekoppelt vor, was nicht nur die Behindertenszene selbst, sondern auch das Hilfesystem nicht ausreichend berücksichtigt.

Liegt es daran, dass wir uns nicht auch noch mit diesem Stigma sichtbar machen wollen? Schon Menschen ohne Behinderung, die über psychische Belastungen sprechen, haben Ängste vor Vorurteilen in der Gesellschaft. Vielleicht will jene Gesellschaft dann erst recht den Doppel-Whopper Depression plus Behinderung auch in doppelter Hinsicht übersehen, weil Behinderung allein schon befremdet? Wenn schon ein „Behinderter“ inkludiert werden soll, dann doch bitte einer, der permanent gut drauf ist und andere zu positiven Sichtweisen inspiriert?

Wo bekommen Sie den Text?

horus - Marburger Beiträge zur Integration Blinder und Sehbehinderter
https://www.dvbs-online.de/index.php/publikationen/horus

Die Fachzeitschrift erscheint viermal jährlich in Schwarzschrift, Blindenschrift und als "horus digital" auf CD.

Weitere Informationen zur Veröffentlichung

horus - Marburger Beiträge zur Integration Blinder und Sehbehinderter
https://www.dvbs-online.de/index.php/publikationen/horus

Die Fachzeitschrift erscheint viermal jährlich in Schwarzschrift, Blindenschrift und als "horus digital" auf CD.

Um Literatur zu beziehen, wenden Sie sich bitte an eine Bibliothek, die Herausgebenden, den Verlag oder an den Buch- und Zeitschriftenhandel.

Referenznummer:

R/ZS0073/0212

Informationsstand: 03.07.2023