Wenn das Ende der Schulausbildung absehbar wird, stehen viele verschiedene Überlegungen an.
Es herrscht Aufbruchstimmung:
- Was soll ich nach der Schule machen?
- Einen höheren Schulabschluss anstreben?
- Eine Fachschule besuchen oder ein Studium absolvieren?
- Vielleicht ist eine Ausbildung direkt im Anschluss das, was ich mir erträume?
- Wie soll überhaupt mein zukünftiges Leben aussehen?
Die Berufswahl ist ein wichtiges Thema, für das man sich die entsprechende Zeit nehmen sollte. Es gibt keine Standardlösungen, weil eine so weitreichende Entscheidung von jedem selbst getroffen werden muss. Es gibt jedoch Hilfestellungen. Vor allem der Erfahrungsaustausch mit anderen ist hierbei sehr wertvoll. Eltern, Bekannte und Freunde können wichtige Hinweise und Hilfen für die eigene Berufswahl geben. Zu empfehlen ist auch der Gang zur Berufsberatung des Arbeitsamtes.
Folgende Fragen unterstützen den Entscheidungsprozess:
- Welche Wünsche und Träume habe ich bezüglich meiner Zukunft?
- Welche Tätigkeiten machen mir Spaß, welche Hobbys habe ich?
- Welche besonderen Fähigkeiten und Begabungen habe ich?
- Was liegt mir, was kann ich besonders gut?
- In welchen Berufsbereichen finden sich die Tätigkeiten, die mir Spaß machen und meinen Fähigkeiten
entsprechen, wieder?
Wenn man sich für unterschiedliche Berufszweige interessiert, muss man sich hierüber informieren:
- Sind meine Vorstellungen realistisch?
- Gibt es Dinge, die mir nicht gefallen?
- Welche Alternativen kommen in Frage?
- Welche Anforderungen stellt der Beruf?
Die Anforderungen eines Berufs lassen sich in vier verschiedene Bereiche aufteilen:
- Wissensanforderungen, wie schulischer Abschluss, Lernbereitschaft oder Computerkenntnisse,
- geistige Anforderungen, wie Konzentrationsfähigkeit, Koordination oder Kreativität,
- körperliche Anforderungen, wie Kraft, Ausdauer, Belastbarkeit oder Sinneswahrnehmungen,
- soziale Anforderungen, wie Zuverlässigkeit, Ordnungssinn, Pünktlichkeit oder Teamgeist.
Jeder Beruf stellt in allen diesen Bereichen mehr oder weniger hohe Anforderungen. Bei der Wahl eines Berufes kommt es darauf an, ob er zu der eigenen Person passt, sprich, ob er prinzipiell Spaß machen wird und ob man die Anforderungen des Berufs erfüllen kann.
Aufgrund der Mukoviszidose sollte bei der Wahl des Berufs auf Folgendes geachtet werden:
- Sind die schulischen Leistungen ausreichend für die Wissensanforderungen in diesem Berufsbereich oder bestehen aufgrund erhöhter Fehlzeiten Lerndefizite, die möglicherweise mit einer berufsbezogenen Vorbereitung
behoben werden können?
- Welche körperlichen Anforderungen stellt der Beruf?
- Wie ist die eigene körperliche Leistungsfähigkeit einzuschätzen?
Berufe, die beispielsweise langes Stehen, schweres Heben oder langdauernde körperliche Belastungen erfordern, sind kritisch mit der persönlichen Situation und dem Verlauf der Mukoviszidose abzugleichen.
- Welche klimatischen Gegebenheiten bestehen am Arbeitsplatz? Dämpfe oder Luftverunreinigungen sind ebenso ungünstig wie Arbeit unter stark schwankenden oder extremen Temperaturen.
- Gehört zum Beruf viel Kontakt mit Publikum?
Eine damit einhergehende erhöhte Infektionsgefahr ist mit zu bedenken.
- Besteht Kontakt mit Lebensmitteln?
Im Lebensmittelbereich, besonders in der Lebensmittelverarbeitung, bestehen verschiedene Hygienevorschriften, die es problematisch machen, mit einer chronischen Lungeninfektion in diesem Bereich zu arbeiten.
- Wie weit ist der Ausbildungsort entfernt?
- Welche Möglichkeiten der Gestaltung des Arbeitstages bestehen?
- Ermöglichen Pausenregelungen und Räumlichkeiten etwa die täglichen Inhalationen?
- Besteht die Möglichkeit einer Arbeitszeitverkürzung, wenn ein Acht-Stunden-Tag nicht mehr durchgehalten werden kann?
Kaum eine Berufswahl wird ganz geradlinig verlaufen. Immer wieder stößt man an Grenzen, muss Vorstellungen verändern oder sich für neue Orientierungen öffnen. Dazu kommt, dass den Jugendlichen heutzutage nur ein beschränktes Angebot an Ausbildungsplätzen bietet. Frust-Erfahrungen bleiben leider kaum einem Jugendlichen bei der Ausbildungssuche erspart.
Für Mukoviszidose-Patienten, die vielleicht noch mehr Energie und Einsatz bei der Berufswahl und Ausbildungsplatzsuche zeigen müssen als andere, kann eine hohe Flexibilität bei der Wahl des Berufes, immer ausgehend von den eigenen Interessen und Fähigkeiten, diesen Weg leichter machen. Davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, das Ziel lohnt die Anstrengungen.