Folgeerkrankungen von COVID-19 stellen nach wie vor eine Herausforderung dar. Selbst wenn nur 2 Prozent der akut Infizierten ein klinisch relevantes Post-COVID-Syndrom entwickeln, ist von etwa einer
Mio Betroffenen auszugehen. Fatigue ist eines der häufigsten Symptome des Post-COVID-Syndroms. Aufgrund seiner gesundheitlichen, gesellschaftlichen und ökonomischen Bedeutsamkeit müssen effektive Behandlungs- und Rehabilitationsangebote etabliert werden.
In einer Situation, in der es an einer heilenden Therapie zur Behandlung von Long
bzw. Post COVID-Symptomen fehlt, hat sich ein interdisziplinäres und multimodales Behandlungsangebot, das verschiedene Behandlungsansätze kombiniert, als erfolgversprechend erwiesen. Zur Bewältigung der Krankheit werden in der Rehabilitation sowohl körperliche als auch psychische Symptome berücksichtigt. Welche Fachrichtung der Rehabilitation jeweils am besten geeignet ist, sollte anhand der schwerwiegendsten Symptome entschieden werden:
- Geht es im Schwerpunkt um Fatigue, kognitive Einschränkungen oder um psychische Störungen bei gleichzeitigem Vorliegen einer körperlichen Erkrankung, ist eine psychosomatische Rehabilitation zu empfehlen. Hierbei sollte mit den Abteilungen für körperlichen Beschwerden, wie der Kardiologie, Pneumologie oder Neurologie integrativ zusammengearbeitet werden.
- Stehen körperliche Symptome (zum Beispiel Lungenschäden) oder neurologische Symptome im Vordergrund, kann der Aufenthalt in einer somatischen Rehabilitationsklinik mit der Möglichkeit zur psychotherapeutischen Mitbehandlung sinnvoll sein.
Ziele für eine Rehabilitation bei Post COVID sind zum einen die konkrete Bewältigung der Krankheitssymptome. Zum anderen geht es um die Förderung der körperlichen Regeneration sowie um eine Verbesserung von Alltagsroutinen (Haushalt oder Einkauf) und nicht zuletzt um eine Teilhabe am Erwerbs- und Sozialleben (Arbeit, Familie und Freunde).
Für die Therapie haben sich bisher fächerübergreifende Behandlungsansätze als besonders wirkungsvoll herausgestellt. Insbesondere im Fall von Fatigue bei Long COVID geht es um eine enge Zusammenarbeit von ärztlichem, psychotherapeutischem sowie bewegungstherapeutischem Fachpersonal. In der Bewegungstherapie kann beispielsweise gezieltes körperliches Training mit Walking, Radfahren oder Schwimmen helfen, die körperliche, geistige und seelische Fatigue zu verringern.
Seitens der Deutschen Fatigue Gesellschaft wird „eine Kombination aus moderatem Ausdauer- und Krafttraining empfohlen, welches nach ärztlicher Untersuchung mit Belastbarkeitsprüfung und Erstellung eines Trainingsplans unter Anleitung erfolgen soll“.
Für Patient:innen mit kognitiven Störungen, etwa bei Problemen mit Konzentration, Aufmerksamkeit oder dem Kurz- und Langzeitgedächtnis, sind neurokognitives Training mit Neuropsycholog:innen oder Konzentrationstraining mittels Ergotherapie zu empfehlen. Aufgabe der Psychotherapeut:innen ist es hingegen, Belastungsängste (
z.B. die Sorge vor Überforderung) aufzugreifen und Patient:innen dabei zu unterstützen, den Umgang mit der Krankheit zu bewältigen.