Das Handelsblatt Research Institute hat im Auftrag der Aktion Mensch ein weiteres Inklusionsbarometer erstellt. Demnach waren im Oktober 2020 13 Prozent mehr Menschen mit Schwerbehinderung arbeitslos als zur selben Zeit im Vorjahr. Durch die Corona-Krise hat auch die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt einen deutlichen Rückschlag erlitten. Besonders schwerwiegend äußert sich die Situation in Bayern, Hamburg und Baden-Württemberg.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt sind für Menschen mit Behinderungen besonders gravierend: Im Oktober dieses Jahres liegt die Anzahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung in Deutschland um rund 13 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Damit sind derzeit 173.709 Menschen mit Behinderungen ohne Arbeit - der höchste Wert seit 2016. Das geht aus dem aktuellen Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Institutes hervor.
Die Studienergebnisse markieren eine deutliche Trendwende. „Seit 2013 verbesserte sich die Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderungen fast stetig“ resümiert
Prof. Dr. Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institutes. „Doch die rasant negative Entwicklung in diesem Jahr macht in kürzester Zeit die Erfolge der letzten vier Jahre zunichte. Allein von März bis April erhöhte sich die Zahl arbeitsloser Menschen mit Schwerbehinderung um mehr als 10.000."
Eine Entwicklung, die auch die Aktion Mensch mit großer Sorge betrachtet. Zwar steigt die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderungen langsamer an als die allgemeine Arbeitslosenquote - doch die negativen Folgen der Corona-Pandemie dürften für Arbeitslose mit Schwerbehinderung deutlich länger andauern. „Haben Menschen mit Behinderungen ihren Arbeitsplatz erst einmal verloren, finden sie sehr viel schwerer in den ersten Arbeitsmarkt zurück als Menschen ohne Behinderung,“ erklärt Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch. „Im Durchschnitt suchten arbeitslose Menschen mit Behinderungen schon letztes Jahr 100 Tage länger nach einer neuen Stelle als Menschen ohne Behinderung."
Von der negativen Arbeitsmarktentwicklung infolge der Corona-Pandemie sind durchweg alle Bundesländer in Deutschland betroffen. Den höchsten Anstieg an arbeitslosen Menschen mit Behinderungen verzeichnen jedoch Bayern mit 19,1 Prozent und Hamburg mit 18,9 Prozent. Auch in Baden-Württemberg und Hessen sind die Werte mit 16,4 und 16,2 Prozent im bundesweiten Vergleich besonders hoch (Vergleichszeitraum Oktober 2019 und 2020). Hier zeigt sich der Studie nach eine Überlagerung der coronabedingten Konjunkturkrise mit der ohnehin anhaltenden Strukturkrise, die beispielsweise in der Automobil- und Automobilzulieferungsindustrie deutlich spürbar ist. Regionen wie Hamburg sind dagegen stark vom Tourismus geprägt und verzeichnen deshalb in der aktuellen Krise einen großen Verlust von Arbeitsplätzen, von dem auch viele Menschen mit Behinderungen betroffen sind.
Nach dem Ende der Corona-Pandemie wird es eine geraume Zeit dauern, die durch das Virus verursachten ökonomischen Schäden zu beheben - auch und besonders mit Blick auf die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland.
[Aus: Information der Herausgebenden]